Elektronische Identifizierungssysteme (eID) sind zu einem entscheidenden Bestandteil der digitalen Transformation Europas geworden und schaffen ein robustes und interoperables Ökosystem für Einzelpersonen und Unternehmen zur Online-Identitätsüberprüfung. Das Herzstück dieser Systeme ist Europas digitaler Identitätsrahmen, eIDAS. Die 2016 in Kraft getretene eIDAS-Verordnung (EU) Nr. 910/2014 legte die Standards für Vertrauensdienste und Identitätsüberprüfung in ganz Europa fest. Die eIDAS-Verordnung schreibt die gegenseitige Anerkennung von eID-Systemen zwischen den Mitgliedstaaten vor und gewährleistet so die Interoperabilität für grenzüberschreitende digitale Dienste. Dieser Rahmen wird nun durch die Einführung des European Digital Identity Wallet (EUDI Wallet) im Rahmen von eIDAS 2.0 weiter gestärkt. Das EUDI Wallet wird eine sichere und interoperable eID-Überprüfung in der gesamten EU ermöglichen und zur Schaffung eines sicheren, digitalen Europas beitragen.
Die Idee einer europäischen digitalen Identitäts-Wallet (EUDI Wallet) wurde erstmals 2021 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, mit dem Ziel, ein einheitliches digitales Ökosystem zu schaffen, das sich über ganz Europa erstrecken könnte. Dabei schlug die Kommission vor, die ursprüngliche eIDAS-Verordnung (Nr. 910/2014) umzugestalten, um dieses neue Konzept einer zugänglichen und interoperablen europäischen digitalen Identität einzuführen. Neben der Verbesserung der nahtlosen grenzüberschreitenden Nutzung würde die Einführung einer sicheren digitalen Wallet den Benutzern mehr Privatsphäre und Kontrolle bieten und ihnen die Möglichkeit geben, zu entscheiden, welche Daten sie mit wem teilen.
Der Europäische Identitätsbörse wird es allen Europäern ermöglichen, auf Online-Dienste zuzugreifen, ohne private Identifizierungsmethoden verwenden oder unnötigerweise personenbezogene Daten weitergeben zu müssen. – Europäische Kommission, Juni 2021.
Die EU hat eIDAS 2.0 im Jahr 2023 offiziell eingeführt, die Umsetzung soll im Laufe des Jahres 2024 und darüber hinaus erfolgen. eIDAS 2.0 präsentierte überarbeitete Vorschriften für ein modernes, digitales Europa. Diese neuen Mandate etablierten den „European Digital Identity Framework“, der die EU Digital Identity Wallet (EUDI) einführen wird. EUDI markiert den Beginn einer Zukunft vertrauenswürdiger digitaler Identitäten, in der alle europäischen Bürger, Einwohner oder Unternehmen ihre eID in allen Mitgliedsstaaten ohne zusätzliche Registrierung nutzen können. Dies wird eine willkommene Änderung sein, da 63% der EU-Bürger angegeben haben, dass sie eine „sichere einheitliche digitale ID für alle Online-Dienste.”
Die Zukunft der Identifizierung in der EU gestalten: So sieht die Zukunft der digitalen Identität aus
Zu den praktischen Anwendungsfällen zählen das Eröffnen eines Bankkontos, das Einreichen von Steuererklärungen, das Mieten eines Autos mit einem digitalen Führerschein, der Umgang mit Behörden, die Geburtsurkunden oder ärztliche Atteste verlangen, die Bewerbung für einen Studienplatz, die Meldung einer Adressänderung und vieles mehr. Eine digitale Zukunft bietet mehr praktische Anwendungsmöglichkeiten, wie in der Politik der Digitalen Dekade 2030 dargelegt wird, die derzeit Europas Ziel der digitalen Transformation festlegt.
Diese Ziele sehen vor, dass bis 2030 alle wichtigen öffentlichen Dienste in der Europäischen Union online verfügbar sein sollen, um den Zugang zu Dingen wie Gesundheitsakten in allen Mitgliedstaaten zu verbessern. Die Zukunft digitaler Transaktionen wird durch diese eID-Systeme neu gestaltet, wobei das EUDI-Wallet mehrere wichtige Vorteile bietet:
- Mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht: Jede mit einer eID verknüpfte Transaktion wird sicher protokolliert, wodurch ein Prüfpfad erstellt wird, der betrügerische Aktivitäten verhindert. Digital Identity Service Provider (IDSPs) können im Rahmen des DIATF-Programms zertifiziert werden, wobei HMRC ein mittleres Vertrauensniveau verlangt.
- Eine Identität für alle Dienste: Benutzer benötigen nicht mehr mehrere Anmeldeinformationen für verschiedene Plattformen. Eine einzige digitale Geldbörse ist weitaus praktischer und unterstützt eine verbesserte Interoperabilität zwischen verschiedenen öffentlichen und privaten Diensten.
- Grenzüberschreitende Interoperabilität: EU-Bürger können ihre eID in allen EU-Mitgliedsstaaten nutzen, ohne sich registrieren zu müssen. Dies ermöglicht ein nahtloseres Benutzererlebnis, da ein Spanier mit denselben eID-Anmeldedaten ein Bankkonto in Deutschland eröffnen kann.
- Erhöhte Transaktionsgeschwindigkeit: Das manuelle Einreichen von Dokumenten oder die persönliche Überprüfung entfällt nun, denn für Dienste wie Behördengänge oder E-Commerce-Transaktionen erfolgt eine sofortige Überprüfung.
- Betrugsprävention und Reduzierung des Identitätsdiebstahls: Betrügerische Transaktionen können durch die Verwendung von Identitätsprüfungen im Zahlungsprozess wirksam verhindert werden. Die Tatsache, dass eIDs staatlich zertifiziert sind, minimiert das Risiko gefälschter Ausweise und Manipulationen sowohl online als auch offline.
Größere Auswirkungen: Die Möglichkeit für Wirtschaftswachstum
Das eID-System vereinfacht nicht nur die Verfahren zur Identitätsüberprüfung, sondern legt auch den Grundstein für eine schnelle digitale Wirtschaft, in der Transaktionen schnell und sicher durchgeführt werden können, sogar über Grenzen hinweg. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihre Geschäftstätigkeit auf die europäischen Mitgliedsstaaten auszuweiten und einen größeren Kundenstamm zu bedienen.
Die Einführung der Europäische Geldbörse für digitale Identität bringt die Europäische Union an den Rand einer digitalen Revolution und verändert die Art und Weise, wie europäische Bürger und Unternehmen mit ihren persönlichen Daten umgehen und grenzüberschreitende Transaktionen durchführen.
Darüber hinaus kann der Aufbau von öffentlichem Vertrauen in Online-Systeme dazu führen, dass mehr Menschen online einkaufen, was wiederum das Wirtschaftswachstum fördert. E-IDs bauen zudem bürokratische Hürden ab, sodass in Sektoren wie FinTech, E-Commerce und Gesundheitswesen schneller Innovationen entstehen und sich weiterentwickeln können.
eID-Systeme in ganz Europa
In ganz Europa wurden eID-Systeme in Ländern wie Schweden, Dänemark, Norwegen, Belgien und den Niederlanden eingeführt. Während diese Länder über voll funktionsfähige Systeme verfügen, sind andere europäische Länder noch dabei, ihre Systeme zu etablieren.
Dänemark
Dänemarks nationale elektronische Identität MitID hat die Art und Weise verändert, wie Bürger mit digitalen Diensten interagieren. Über 90 % der Bevölkerung nutzen sie und ermöglicht mehr als 75 Millionen Transaktionen im Monat, was ihre zentrale Rolle im Alltag unterstreicht. Der auf 117 Millionen Euro geschätzte elektronische Identitätsmarkt unterstreicht ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung.
MitID wurde 2022 eingeführt und ersetzte NemID als eID der dritten Generation des Landes. Es bietet verbesserte Sicherheit und Funktionalität. Seine Anwendungen reichen von sicherer Authentifizierung bis hin zu qualifizierten elektronischen Signaturen und ermöglichen einen nahtlosen Zugang zu öffentlichen und privaten digitalen Diensten.
Heute sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung verwendet seine nationale eID in Situationen, in denen es unerlässlich ist, seine Identität elektronisch zu dokumentieren. Damit können Bürger rund um die Uhr auf ihre öffentlichen Dienste zugreifen.
Die dänische Agentur für digitale Regierung, die dem dänischen Finanzministerium untersteht, erklärt, dass „eID der Schlüssel zum digitalen Dänemark ist“, und festigt damit die Position von MitID als Eckpfeiler des digitalen Ansatzes des Landes. Die Agentur hebt hervor, dass über 901.000.000 der Bevölkerung MitID verwenden.
Norwegen
BankID ist ein Eckpfeiler der digitalen Infrastruktur Norwegens und wird von 4,5 Millionen Bürgern – etwa 681 TP5T der Bevölkerung – für sichere Verifizierung, Authentifizierung und qualifizierte elektronische Signaturen (QES) verwendet. Es bildet eine vertrauenswürdige digitale Grundlage für wichtige Dienste wie Bankwesen, Regierung, Gesundheitswesen, E-Commerce und Immobilien.
Von der Anmeldung beim Online-Banking und der Steuererklärung bis hin zum Unterzeichnen digitaler Verträge und der Erneuerung von Führerscheinen sorgt BankID für einen nahtlosen und sicheren Zugriff. Im Gesundheitswesen ermöglicht es die Authentifizierung für Patientenportale und E-Rezepte, während es im E-Commerce sichere Zahlungen ermöglicht.
Der Übergang zum BaNDie kID-App bedeutet einen großen Fortschritt in Sachen Benutzerfreundlichkeit. Mit Funktionen wie Gesichtserkennung, Fingerabdruckscan und PIN-Authentifizierung verkürzt die App die Anmeldezeit von 30 auf nur 10 Sekunden. Darüber hinaus führt die neue BankID Biometric-Option eine optimierte, weniger sichere Lösung ein, die auf bestimmte Anwendungsfälle zugeschnitten ist und so die Zugänglichkeit und den Komfort verbessert.
Belgien
Das eID-System in Belgien, ItsME, wurde gemeinsam von Banken und Telekommunikationsanbietern entwickelt. Es ermöglicht eine nahtlose Identitätsüberprüfung. Sieben Millionen Benutzer verlassen sich auf dieses System und täglich werden 1 Million Identitätsaktionen durchgeführt.
ItsME hat die Onboarding-Prozesse in ganz Belgien drastisch verbessert und hilft Unternehmen dabei, Kunden schnell zu identifizieren, Akquisitionskosten zu minimieren, Betrug zu verhindern und gesetzliche Vorschriften einzuhalten.
Niederlande
iDIN, eine gemeinsame Initiative niederländischer Banken, transformiert die digitale Identität in den Niederlanden, indem es Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz vereint. Basierend auf der Expertise der Banken im Online-Banking und dem weithin bewährten Zahlungsdienst iDEAL bietet iDIN Benutzern eine nahtlose Möglichkeit, ihre Identität zu bestätigen, sich bei Diensten anzumelden und Dokumente elektronisch zu unterzeichnen.
iDIN erhöht die Benutzerfreundlichkeit ohne Kompromisse Sicherheit und DatenschutzDarüber hinaus sichert und schützt iDIN persönliche Daten.
Seit der Einführung haben mehr als 200 Organisationen aus allen Branchen iDIN in ihre Customer Journeys integriert und dabei über 8 Millionen Transaktionen zur Identifizierung und Authentifizierung protokolliert.
Die Rolle des EUDI Wallets bei der grenzüberschreitenden eID-Verifizierung
Seit November 2024 haben mehrere EU-Mitgliedstaaten ihre elektronischen Identifizierungssysteme (eID) gemäß der eIDAS-Verordnung notifiziert und damit ihre Bereitschaft zur grenzüberschreitenden Anerkennung signalisiert. Im März 2024 skizzierte der Europäische Identitätsrat überarbeitete Gesetze und Erwartungen für digitale Identitäten in Europa. Zu den wichtigsten Änderungen gehörten:
- Die Mitgliedstaaten werden Bürgern und Unternehmen digitale Geldbörsen zur Verfügung stellen, die mit ihren nationalen digitalen Identitäten verknüpft werden können, wobei auch andere persönliche Merkmale nachgewiesen werden müssen. Auf diese Weise können die Bürger ihre Identität ganz einfach nachweisen, indem sie Bereitstellung von Dokumenten aus ihren digitalen Geldbörsen über ihre Mobiltelefone.
- Bis 2026 müssen alle Mitgliedstaaten ihren Bürgern eine digitale Identitätsbörse zur Verfügung stellen und gemäß ihrer überarbeiteten Gesetzgebung Europäische digitale Identitätsbörsen (EDIWs) anderer Mitgliedstaaten akzeptieren.
Bis 2030 strebt der Europäische Identitätsrat außerdem eine Einführungsrate von eID-Systemen in der gesamten EU an. Das nächste Jahr wird für Regierungen, europäische Regulierungsbehörden und Anbieter digitaler IDs entscheidend sein, da sie das EUDI Wallet optimieren und die Einführung in ganz Europa zunimmt.
eID-Verifizierung mit ComplyCube
ComplyCube ermöglicht es Unternehmen, Systeme in ganz Europa über eine einzige Integration zu nutzen, die Identitätsüberprüfung zu optimieren und gleichzeitig die Einhaltung von Vorschriften sicherzustellen. Durch die Verarbeitung eindeutiger Datenpunkte wie ID-Nummern, Namen und Adressen aus nationalen eID-Systemen integriert ComplyCube diese mit Diensten wie Proof of Address (POA), AML-Screening und fortlaufender AML-Überwachung und bietet so sichere und effiziente Onboarding-Lösungen.
Angesichts der rasant steigenden Verbreitung von elektronischen Identitäten (MitID in Dänemark mit 75 Millionen Transaktionen pro Monat und BankID in Norwegen mit Millionen) ist die skalierbare Plattform von ComplyCube darauf ausgelegt, große Volumina in allen Märkten abzuwickeln. Unternehmen können Onboarding-Zeiten verkürzen, die Kundenzufriedenheit steigern und mühelos strenge gesetzliche Standards einhalten.
Während Europa auf das EUDI Wallet zusteuert, ist ComplyCube ideal positioniert und bietet sowohl eine erweiterte Lösung zur Dokumentenüberprüfung als auch eID-Systemintegrationen für Märkte, in denen der Übergang von Dokumenten zu vollständig digitalen Daten erfolgt.
Weitere Informationen zu den Diensten von ComplyCube erhalten Sie bei Expertenteam für Compliance.